SpuZ 2020

Wie in jedem Schuljahr fand auch in diesem Jahr der "SpuZ" statt. "SpuZ"? Das steht für "Spazieren und Zusammensein".

Unsere 22 neuen Seminarist*innen aus Klasse 9 und unsere Quereinsteigerin in Klasse 11 machten sich gemeinsam mit den Lehrenden – davon in diesem Jahr 4 neue Kolleg*innen – durch den Wald und über weite Felder auf den Weg in den Blaubeurer Teilort Seißen auf der schwäbischen Alb zu Käsespätzle und Bratwurst. Beim Auf- und Abstieg aber auch beim Essen bot sich die Gelegenheit zu vielen Gesprächen, sodass sich die Semis untereinander aber auch die Semis und die Lehrende sich besser kennenlernen konnten.

Dem Regen konnten wir in diesem Jahr leider nicht entkommen – der Abstieg wurde nass. Letztendlich kamen aber alle Semis und Lehrenden am Abend wieder gesund und munter im Klosterhof an, wo die 9er von unseren 10ern bereits für das traditionelle Gute-Nacht-Sagen, der "Pony-Story", erwartet wurden.


Bericht vom Landexamen 2020

Vom 05.-07.07.2020 fand in diesem Jahr das traditionelle Landexamen in Blaubeuren statt.

Zwanzig Bewerber*innen aus Württemberg und ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz waren für zwei Tage ins Seminar gekommen, um die Eignungsprüfungen in Mathe, Deutsch und Religion zu absolvieren. Die sonst übliche Präsentationsprüfung in Musik, Sprachen oder Geschichte konnte in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen leider nicht stattfinden.

Die "Landexis" nutzten die Zeit neben den Klausuren und Prüfungen, um ihre zukünftigen Mitschüler*innen, die aktuelle 9. Klasse, die Lehrer*innen, das Kloster sowie die nähere Umgebung besser kennen zu lernen. In der gemeinsamen "Motivationsrunde" am Ende konnten sich die Bewerber*innen über ihre Befürchtungen und Hoffnungen die Schulzeit am Seminar betreffend austauschen. Fast alle Bedenken konnten von unserer Pfarrerin Frau Dr. Morgenstern und unserem Ephorus Herrn Dr. Pleitner aber schnell aus dem Weg geräumt werden, sodass die "Landexis" nach zwei langen Tagen erschöpft aber zufrieden und voller Vorfreude auf ihre Zeit als Semis wieder von ihren Eltern abgeholt wurden.

In den kommenden Tagen und Wochen werden noch weitere Bewerber*innen erwartet, die dann ein individuelles "Nach-Landexamen" absolvieren können.

Wir freuen uns jetzt schon auf eine große und sehr nette Promotion 20/24, die im September ins neue Schuljahr starten wird!


Konzert "Spiritual Jazz" am 23.07.2020

Unter Berücksichtigung der aktuellen Hygienevorgaben kann das letzte Konzert der Reihe "Klänge im Kloster 19/20" am 23.07.2020 doch noch stattfinden:

Der ehemalige Seminarist Uli Gutscher (Promo 70/74) tritt zusammen mit Prof. Tilman Jäger unter dem Titel "Spiritual Jazz" auf. 

Das Konzert findet – anders als im Jahresprogramm angekündigt – in der Ev. Stadtkirche Blaubeuren statt und beginnt erst um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Zahl der Besucher ist auf 88 Personen begrenzt.

"Tradition und Moderne, Jazz und Klassik, Groove und Klanglichkeit, Spiritual und Choral. Unüberbrückbare Gegensätze? Nicht für Uli Gutscher (Posaune) und Tilman Jäger (Piano). Sie verknüpfen in „Spiritual Jazz“ geistliche Vokalmusik mit der Kunst der Jazz-Improvisation und Jazz-Harmonik. Der Titel verweist auf eine der Wurzeln des Jazz, die „Spirituals“  und verbindet darüber hinaus Choralmelodien mit der Klangsprache des Jazz. Gospelgetränkte Instrumentalkompositionen ergänzen das Programm. In stilistischer und rhythmischer Hinsicht sind die Arrangements sehr vielseitig gestaltet und reichen von meditativ-ruhig bis zupackend groovend. Anfang 2012 erschien die aktuelle CD „Spiritual Jazz“ beim Verlag Herder Audio."

Uli Gutscher, vielseitiger Musiker, Posaunist und Pianist, studierte Schulmusik an der Musikhochschule Stuttgart und ist dort seit 1983 als Dozent tätig. Leiter des Studiengangs „Verbreiterungsfach Jazz/Pop“  für Schulmusiker und Dozent für Jazz-Posaune, Harmonielehre, Ensembleleitung und Jazz-Piano.

Tilman Jäger studierte an der Musikhochschule Stuttgart Schulmusik und Jazz, spielte sich 1989 ins Finale des „1. Internationalen Jazzpianowettbewerbs in Paris“. Bis 2004 war er Jazzbeauftragter des Kultusministeriums in Baden-Württemberg. Seitdem unterrichtet er als Professor für schulpraktisches Klavierspiel und Jazzklavier an der Musikhochschule München; Leiter der Salsaband der Hochschule. Als Pianist ist er in verschiedenen Formationen mit einer stilistischen Bandbreite von Jazz, Klassik und Klezmer bis zum Tango aktiv. Als Dirigent leitet er die Landes-Lehrer-Bigband Baden-Württemberg und das Böblinger Vokalensemble.


Videoclip unserer 9er über das Leben am Semi

Unsere 9er haben in Eigenregie ein kurzes und ganz wunderbar gelungenes Video zum Leben im Seminar erstellt. Vielen Dank an unsere Promo 19/23!


Semi im ZDF – "Mythos Blaubeuren"

Am 12.07.2020 berichtete das ZDF in der sehenswerten Reportage "Mythos Blaubeuren – Von Blautopf, Benediktinern und Bannwald" über Blaubeuren und die Region. Das Ev. Seminar freut sich über einen ausführlichen Beitrag über Schule und Internat ab Minute 10:00.

An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank der Promotion 17/21, die im Frühjahr über mehrere Tage von einem Kamera-Team begleitet wurde und die ihr Leben im Semi vorgestellt hat.

Zur Sendung in der ZDF Mediathek kommt man direkt über diesen Link.

Am 17.07.2020 wurde die Sendung "Mythos Blaubeuren" noch einmal auf 3sat ausgestrahlt.


Bericht über den aktuellen C-Kurs

Am 03.07.2020 erschien in der Blaubeurer Lokalzeitung – dem "Blaumännle" – ein Artikel über den kirchenmusikalischen C-Kurs, an dem in diesem Jahr vier unserer Semis teilnehmen und der von dem Alt-Semi und aktuellen Bezirkskantor Cornelius Weissert geleitet wird.

 

 


Tonaufnahmen vor dem Hochaltar

Am 8. und 9.06.2020 fanden im Chorraum vor dem Hochaltar besondere Tonaufnahmen statt: Der Augsburger Musikwissenschaftler Hans Ganser hatte das 600-jährige Bestehen des Spitals Blaubeuren zum Anlass genommen, sich auf die Suche nach Musikstücken zu machen, die vor 600 Jahren in Blaubeuren gesungen und musiziert worden sein könnten. Die Stücke, die er dabei zusammengetragen hat, hatte er in verschiedenen Bibliotheken aufgestöbert. Darunter ein besonderer Fund: Das Noten-Manuskript eines der Stücke diente einem anderen Buch als Einband.

An zwei Abenden nahm sein dreiköpfiges Vokalensemble insgesamt 10 Stücke auf – bei einem Stück wurde das Ensemble dabei auch von unserem Seminarmusiklehrer Jan Liermann am mittelalterlichen Glockenspiel unterstützt.

Das Ergebnis der Aufnahme wird im Laufe des Jahres auf CD erscheinen und dann unter anderem im URMU Blaubeuren erhältlich sein.

Foto: Stephan Buck, Blaubeuren


Das Semi im ZDF-Mittagsmagazin

Am Donnerstag, dem 11.06.2020 war das Ev. Seminar Blaubeuren bundesweit im Fernsehen zu sehen. Ein Fernsehteam hatte in den vergangenen Wochen zwei unserer Schülerinnen aus Klasse 11 durch ihren Alltag in Corona-Zeiten begleitet. Der dabei entstandene Fernsehbericht ist hier ab Minute 40:50 zu sehen.

In den kommenden Wochen ist ein weiterer ZDF-Beitrag über Blaubeuren geplant, in dem auch wieder das Seminar zu sehen sein wird.

 

 


"Andacht to go" aus dem Ev. Seminar am 19.05.2020

In dieser Woche hat unsere Pfarrerin Dr. Andrea Morgenstern eine Andacht mit dem Titel „Wüstenzeiten“ vorbereitet:

Andacht to go – Gedanken und Geschichten zum Mitnehmen

19. Mai 2020 – „Wüstenzeiten“

Liebe Schülerinnen und Schüler, endlich: heute hat das Abitur samt Graecuum begonnen. Wer hätte gedacht, dass wir einmal froh sind, dass es geschrieben werden kann, werden darf. Aber immer noch seid Ihr nicht alle hier, immer noch erleben wir eine Zeit der Isolation und des Alleinseins.

40 Tage war Jesus allein in der Wüste. So erzählt es Matthäus 4, 1-11. Ich möchte Euch einladen in der Bibel nachzulesen. An Jesu Geschichte können wir erspüren, was Wüstenzeiten ausmacht:

Verzicht auf Gewohntes und Liebgewonnenes, Versuchungen im Ringen mit sich selbst. Das eigene Leben geht in die Tiefe, wenn die Oberfläche rauh, karg und ungemütlich ist. Die Gespräche mit sich selbst werden zu Gesprächen mit Gott.
Und das Fragen: „Warum bin ich bloß hier“ wird zum Fragen: „Wozu bin ich heute hier?“
Wüstenerfahrungen konfrontieren uns: mit uns selbst, mit unseren Schatten,
mit unerträglicher Hitze (am Tag) und erbärmlicher Kälte (in der Nacht), mit nicht abgemilderten Gegensätzen. Wer wollte da nicht wegrennen, zurück in das bequemere alte Leben. Und das, wir auch brauchen, wiederhaben: Begegnungen, Berührungen, Blicke. Augenblicke, die wie Brot für die Seele sind.

Auch Jesus war versucht. Er hätte sich das alles erschaffen können. Brot aus Steinen.

Virtuelle Welten, News und Fake-News, Bilder übereinander, Spiele ohne Sieg, Nützliches und Hilfreiches und das ganze Netz an Zuschreibungen und Zumutungen: Ein Sog, man könnte sich auch einfach hineinfallen lassen, Tag und Nacht vergessen, mitschwimmen im luftleeren Raum – als gäbe es kein Morgen, als würden wir schon aufgefangen werden, als könnte wir uns ohne Anstrengung wieder fangen, als würden andere uns schon irgendwie irgendwann wieder retten.

Auch Jesus hätte sich fallen lassen können, die Verantwortung abgeben können. Das hat er nicht gemacht. Er hat die Herausforderung für sein Denken und Wollen angenommen, vielleicht sogar – als er freiwillig in die Wüste ging – gesucht.

Wir haben, was wir jetzt erleben, nicht gesucht. Die Herausforderung ist hoch: jede Menge Selbstverantwortung und gleichzeitig übermäßig viel Undurchschaubares, Unbeherrschbares, Unverfügbares. Das alles eng nebeneinander: ist nicht leicht auszuhalten.

Ihr lernt es gerade. Vielleicht ist es die härteste Lektion eurer Schulzeit. Vielleicht fällt sie euch leicht. Benotet wird sie nicht.

Jesus hat mit sich gerungen. Und dann das Herrschen und Beherrschen-wollen abgelehnt. Dem Nicht-über-alles-Bestimmen-Können: zugestimmt. Innerlich stark kam er zurück. Zurück? Oder ganz neu in sein Leben hinein?

Wann das war, wann der Same der eigenen Stärke zu keimen begann, zu wachsen beginnt unter der Oberfläche, in einer unwirtlichen Welt, „war es nun früher oder später, als alles wieder gut wurde?“ (P.Thomèse): wir werden es einander erzählen können, vielleicht einander erzählen wollen.

Viele herzliche Grüße!

Eure Andrea Morgenstern


"Andacht to go" aus dem Ev. Seminar am 12.05.2020

Auch unser Pfarrer Dr. Johannes Schick hat in dieser Woche eine „Andacht to go“ in Textform für alle Semis in Blaubeuren und zuhause vorbereitet:

Andacht to go – Gedanken und Geschichten zum Mitnehmen

12. Mai 2020

Liebe Schülerinnen und Schüler,

ob uns aufgefallen ist, dass es den Segen nicht mehr gab? Also, er war nicht mehr da am Ende der Gottesdienste, die nicht mehr da waren. Wo wir doch vom Segen leben: Der Herr segne dich und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, er erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 

Der Segen ist wie ein Moment des Zögerns, eine Atemwende in allem Tun und Funktionieren. Ein anderer Blick ruht auf uns, wir müssen für einmal nicht selbst zusehen, wie wir das Leben hinkriegen. Das hebräische Wort für Gesicht ist „panē“, das heißt „Wendung, Zuwendung“. Gott wendet seinen Blick zu. Und es ist dann so, wie es Hilde Domin in einem Gedicht formuliert: „Dein Ort ist / wo Augen dich ansehn / Wo sich die Augen treffen / entstehst du … Es gibt dich / weil Augen dich wollen / dich ansehn und sagen / dass es dich gibt.“

Der Herr segne dich und behüte dich. Das heißt, ich lebe in einem guten Blickfeld, das mich schützt. Klar sind wir unsicher, wir wissen oft kaum die nächsten Schritte oder fühlen uns fremd in der Welt, manchmal sogar in der eigenen Haut. Der Segen ruft gute Umgebungen auf: den Raum der Nächsten, wo sich das Leben vertraut und richtig anfühlt; Freunde, mit denen man sich auch über die digitale Ferne zusammenschließt (man behält sich im Auge, gerade, wenn man sich so wenig sieht); selbst in der Einsamkeit kann ich eine gute Umgebung finden: In jedem stillen Gebet schlüpfe ich in Gott hinein wie in eine zweite Haut. Die Welt: Gottes Blickfeld, keine verlassene Gegend.

Und der Segen holt neu, länger Atem: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Leuchtende Augen, kennen wir sie? Wir haben doch schon einmal andere angestrahlt vor Glück, jede, jeder. Und sind angestrahlt worden, immer wieder. Wie war es? Wie ist das Leben in solchen Momenten? Wer leuchtende Augen für andere hat, zeigt nicht nur ein bisschen Zuwendung, sondern ist charmant, großzügig, hat ein besonderes Augenmerk und ist vor allem ganz präsent und nicht irgendwo anderes mit den Gedanken. Es ist keine Kleinigkeit, wenn Gott sein Angesicht leuchten lässt. Vielmehr: Überfluss, etwas Gnädiges, nichts Knickriges.

Wo immer uns mitten im Leben ein Leuchten ist, wo etwas Schönes aufstrahlt, ist es wie Gottes Augenmerk. Sehen wir, wie die Sonne aufgeht und ihre Farben an den Himmel malt? Sehen wir Menschen, die Hingabe zeigen, wenn es Zeit ist? Sehen wir die Signale der Liebe wie Funken im grauen Alltag?

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Ein dritter, längster Atemzug. Wow, merkt ihr etwas? Gott schaut zu uns auf! Ein Akt der Hochschätzung. Zu wem ich aufschaue, den schätze ich überaus, ich hebe die Person hervor, heraus, begehre und bevorzuge sie. Die Gegensätze kennen wir zu gut: den Blick von oben herab (von der herablassenden Bemerkung über die Gesten der Ausgrenzung bis hin zur Hate Speech im Netz); und das Übersehen, wenn Menschen einander die kalte Schulter zeigen, weil sie gar nicht mehr erwarten, etwas Besonderes beieinander zu entdecken. Dagegen das Gesicht, das aufschaut zu mir, hält mich hoch, überschätzt mich sogar auf mein Bestes hin, das vielleicht im Moment gar nicht erkennbar ist, aber schon da war oder wieder da sein wird. Ein guter Freund erinnert mich an meine Ideale; Menschen trösten mich; Vergebung richtet mich auf. Hochschätzung, das ist dann Schalom, Frieden. Wenn Menschen das Beste aneinander und füreinander hochhalten.

Segen ist also wie eine große Atempause. Gott hat uns im Blick. Und wir? Wir könnten wie Spiegel sein, etwas spiegeln vom Ansehen. Wer im Blickfeld Gottes ist, weiß sich orientiert; gewinnt Umsicht, hat Haltepunkte, geht wie mit einem inneren Kompass durch die Welt. Wer das besondere Augenmerk spürt, kommt ins Staunen, freut sich am Besonderen und sieht nicht immer so aus, als wisse er schon alles. Staunen ist Lust am Bejahenswerten. Und: Wer erfährt, dass jemand zu ihm hochschaut, wird vergnügter und muss andere nicht mehr drücken. Wir es der Kabarettist und Theologe Hanns Dieter Hüsch formulierte: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. / Gott nahm in seine Hände meine Zeit, / mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, / mein Triumphieren und Verzagen, / das Elend und die Zärtlichkeit.“

Ob uns auffällt, wie es den Segen gibt? Wir sind Angesehene. Sind wir auch wie Spiegel? Wir könnten erlöster aussehen.

Amen