Trauer um Ephorus i.R. Dr. Henning Pleitner
Trauer um Ephorus i.R. Dr. Henning Pleitner
Das Evangelische Seminar Blaubeuren trauert um Ephorus i.R. Dr. Henning Pleitner, der am 9. November 2025 plötzlich und unerwartet verstorben ist. Er wurde 67 Jahre alt.
Henning Pleitner war 18 Jahre lang, von 2003 bis 2021, Ephorus am Evangelischen Seminar Blaubeuren. Sein Amt führte er mit großer Menschenfreundlichkeit, theologischem Sachverstand, mit Kreativität und Originalität und in einer stets heiteren Grundstimmung.
In Henning Pleitners Ephorenjahre fielen große und entscheidende Entwicklungen, die unsere Schule nachhaltig geprägt haben: die Umstellung auf G8 und damit verbunden der Ausbau Blaubeurens für die Klassen 9-12. Den längsten Teil seiner Amtszeit, knapp elf Jahre, war Henning Pleitner mit der Sanierung des ehemaligen Benediktinerklosters befasst: Nur wenige Menschen kannten das Gebäude so gut wie er!
Beim Eintritt in den Ruhestand sagte er freilich: „Die Menschen werden mir fehlen, nicht die Steine.“ Denn vor allen Dingen war er als Ephorus für die Menschen da, die am Seminar lernen, leben und arbeiten.
Henning Pleitner war ein leidenschaftlicher Pädagoge. Seine diesbezüglichen Grundsätze hat er so beschrieben: „Ich sage immer: Es geht darum, den Menschen mit den Augen Gottes zu sehen, und das heißt auch: möglichst umfassend. Je mehr Facetten Sie wahrnehmen, desto besser können Sie den einzelnen wertschätzen. Und nur wenn Sie Schüler freundlich anschauen, ihre Stärken sehen, können Sie sie vernünftig fördern.“
Henning Pleitner hatte diese Gabe, viele verschiedene Facetten an jungen Menschen wahrzunehmen, immer das Positive zu sehen – und er hatte ein sehr großes Herz: Dankbar war er, mit seiner Arbeit am Seminar „vielen Jugendlichen geholfen und einige gerettet zu haben.“
(Das ganze Interview zu seinem Abschied aus Blaubeuren findet sich hier: https://www.elk-wue.de/news/2021/23072021-menschen-mit-den-augen-gottes-sehen)
Das Evangelische Seminar Blaubeuren und Generationen seiner Schülerinnen und Schüler haben Henning Pleitner viel zu verdanken!
Wir werden ihn nicht vergessen.
Hier finden Sie den Nachruf der Ev. Landeskirche in Württemberg:
5. Blaubeurer Stadtgespräch
Künstler im Exil, SPD- und Kirchenmitglieder in Haft
Im Blaubeurer „Stadtgespräch“ wird Thema, wie die Nazis in Landstädten ihre Diktatur ausbauten. Flucht ins Ausland, Ausgrenzung und Gewalt: Für einige bekanntere Blaubeurer hatte die Nazi-Diktatur harte persönliche Folgen. Im Rückblick auf die Lebensläufe des Malers Hans Gassebner, der SPD-Stadträtin Ernestine Scheer und des Schlossers Hans Hermann sind beim „Blaubeurer Stadtgespräch“ die Auswirkungen der Nazi-Diktatur in den Blick genommen worden.
Rund 200 Interessierte waren zur einmal im Jahr stattfindenden Veranstaltung der Stadt und der großen religiösen Gemeinschaften in den Klosterkirchensaal gekommen und wollten mehr über die Zeit von 1933 bis 1945 in Blaubeuren wissen. „Diese Geschichte ist wichtig bei der Frage, wie wir unsere Gegenwart gestalten wollen“, schlug Blaubeurens Ehrenbürger Manfred Daur den Bogen zur Jetzt-Zeit, in der ebenfalls Demokratien gefährdet sind. Daur hatte im Frühjahr das Buch „Blaubeuren in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945“ veröffentlicht.
Der frühere Lehrer berichtete, wie auch in Blaubeuren nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 die Demokratie „wie in einem Drehbuch der Autokraten“ in eine Diktatur umgewandelt wurde. Ab diesem Zeitpunkt gab es keine Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen mehr, der Gemeinderat nickte nur noch ab, was der Bürgermeister vorgab. Das unabhängige Blaubeurer Tagblatt wurde von einer Ulmer Zeitung übernommen und dann zu einem Nazi-Presseorgan. Gerichtliche Anordnungen wurden missachtet und die Macht mit Hilfe von Angst, brutalem Druck und Zwang gesichert. Am schlimmsten bekamen das Menschen jüdischer Herkunft zu spüren: Daur präsentierte das Foto der später emigrierten Jüdin Dora Francken, die 1937 vor dem Blaubeurer Freibad stand – hinter ihr die menschenverachtende Beschilderung: „Für Juden keinen Zutritt“ und „Hunde nicht zugelassen“.
Der Blaubeurer Künstler Dieter Gassebner berichtete im Interview mit Schülern von seinem Onkel Hans Gassebner, der ab 1933 als „entarteter Künstler“ galt. Er kam aus der Wandervogelbewegung und lebte in Bad Urach in einer anarchistischen Kommune und ging mit seiner jüdischen Frau nach der Nazi-Machtergreifung ins Exil nach Dalmatien, wo er später fast verhungerte. Stefanie Dispan erzählte von der Blaubeurer SPD-Gemeinderätin Ernestine Scheer, die sich sehr für Frauenrechte und die AWO einsetzte, unter dem Nazi-Regime aber den Gemeinderat verlassen musste und im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler 1944 ohne Angabe von Gründen acht Tage gefangen genommen wurde. Dass es nicht nur Parteigänger und Mitläufer in der Blaubeurer Bevölkerung gab, zeigte sich auch am Schlosser Hans Hermann, der 1943 wegen „wehrkraftzersetzender Äußerungen“ acht Wochen ins Gefängnis musste, wie sein Enkel Michel Hermann berichtete. Während des Kriegs starben seine Jugendfreunde, aber: „Sein Glaube, die Gemeinschaft in der bekennenden Kirche zu spüren, das hat seinen Mut sicher gefördert.“
In den privaten Gesprächen nach dem offiziellen Teil über Personen, die in der „Nazi-Hochburg“ Blaubeuren unter der Nazi-Diktatur litten, wurde weiter über das Thema gesprochen – etwa auch in Erinnerung an den Kommunisten Geog Bühner, der die Parole „Wer Hitler wählt, wählt Krieg!“ auf einen Felsen gepinselt hatte. Er wurde gleich am 11. März 1933 verhaftet, kam dann Oberamtsgefängnis und später ins KZ Heuberg.
Blaubeurer Stadtgespräch Verschiedene Bevölkerungsgruppen sollen beim Blaubeurer Stadtgespräch im Klosterkirchensaal sich über wichtige politische Themen austauschen: Das ist der Gedanke der seit 2019 stattfindenden Veranstaltung. Diese wird von der Stadt Blaubeuren, der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde, dem Evangelischen Seminar und dem Islamischen Kulturverein Blaubeuren ausgerichtet.
Thomas Spanhel, Südwest Presse vom 18.11.2025
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Hermann Hesse in Blaubeuren
Die geheime Inspiration hinter „Narziß und Goldmund“ entdeckt Hermann Hesses Blaubeuren-Besuche und ihre Spuren in Literatur und Leben: Ein Vortrag voller bewegender Einblicke und inspirierender Details.
„Mit Fug und Recht können wir behaupten, dass ‚Narziss und Goldmund hier in Blaubeuren entstanden ist. Hesses Aufenthalte in Blaubeuren haben sein Werk maßgeblich beeinflusst. Blaubeuren könnte zur Hesse-Stadt werden“, so lautet das Fazit von Literaturwissenschaftler Dr. Rüdiger Krüger aus Halle/Westfalen bei seinem Vortrag im Evangelischen Seminar Blaubeuren.
Die Idee zu „100 Jahre Hesse in Blaubeuren“ hatte Stephan Buck, Gästeführer in Blaubeuren, spezialisiert auf Literaturführungen. Er besitzt eine Erstausgabe von Hesses „Nürnberger Reise“: Auf dem Titelbild ist das Kloster Blaubeuren zu erkennen, auf der ersten Innenseite die „Schöne Lau“. Im Gästebuch des Seminars findet sich am 1. November 1925 die Originalunterschrift von Hermann Hesse. Ziel des Projekts war, den Einfluss von insgesamt fünf Aufenthalten in Blaubeuren auf das Werk des Literatur-Nobelpreisträgers zu erforschen, sein erster Besuch erfolgte 1925. In Kooperation mit dem Evangelischen Seminar, der Volkshochschule und der Touristinfo entstand eine zweiteilige Veranstaltungsreihe „100 Jahre Hesse in Blaubeuren“, die manch Neues zu Hesse und seinem Werk zutage förderte und auf großes Interesse von Hesse-Fans aus der ganzen Region stieß.
Eine Klosterführung von Stephan Buck am Sonntagnachmittag führte direkt zum Hochaltar. Wichtig zur Gründung des Klosters an diesem Ort durch die Pfalzgrafen von Tübingen und die in Blaubeuren ansässigen Grafen von Ruck sei gewesen, dass „30 Meter Luftlinie“ entfernt der Blautopf lag, also die Wasserversorgung des Klosters gesichert war. Durch den Johannesbrunnen im Klosterhof war bereits eine Kultstätte vorhanden. Vor dem Hochaltar stellte Buck die Gesamtkomposition im Detail vor und beschrieb die Arbeit der 50 Bildhauer, Holzschnitzer, Maler, die sich in der „Ulmer Schule“ zusammengetan hatten. Der Ulmer Hochaltar fiel dem Bildersturm zum Opfer, der Blaubeurer Hochaltar konnte gerettet werden und zählt zu den beeindruckendsten Werken der Spätgotik.
Sebastian Pfahler, ehemaliger Seminarist, heute Kirchenmusikstudent, bereicherte die Veranstaltung durch Orgelmusik von Bach und Mendelssohn und eine freie Improvisation zu Hesses Gedicht „Der blaue Schmetterling“.
Im zweiten Teil der Veranstaltung trug Dr. Rüdiger Krüger die Mikrogeschichte „Johannes“ vor, – von ihm als Schriftsteller und PEN-Mitglied publiziert als „Siegfried Carl“. Mikrogeschichten sind keine wissenschaftlichen Abhandlungen, jedoch an historische Ereignisse anknüpfend im Sinne eines „so mag es gewesen sein….“. Die etwa fünfzig Interessierten erfuhren auf diese Weise Hesses Motive seiner ersten Reise nach Blaubeuren: 1925 war er schon ein bekannter Schriftsteller, ging eigentlich ungern auf Lesereisen. Blaubeuren war die erste Station einer Bahnreise, die über Ulm, Augsburg, München nach Nürnberg führte, es resultierte daraus das Werk „Die Nürnberger Reise“. Anlass seines Halts in Blaubeuren war ein Besuch bei seinem Jugendfreund Wilhelm Häcker, der seit 30 Jahren Lehrer am Evangelischen Seminar war.
Ungleiche Freunde waren es, zeitweilig voneinander entfremdet aufgrund gegensätzlicher Charaktere. Biografisch ging es Hesse im Herbst 1925 nach gescheiterter erster Ehe und problematischer zweiter Ehe nicht gut, er „drohte abzustürzen“. Der Besuch im Seminar Blaubeuren weckte leidvolle Erinnerungen an seine eigene Schulzeit im Seminar Maulbronn, geprägt von obrigkeitlicher Regelkonformität und (damals üblichen) Züchtigungserfahrungen, nur ein halbes Jahr blieb er dort. Hesse hält sich daher fern vom Blaubeurer Seminarbetrieb. Als Mörike-Verehrer begibt er sich jedoch auf die Spuren der „Schönen Lau“, lässt sich gar vom Hausmeister des Klosters in das Kellergewölbe des Nonnenhofs führen, in dem die Lau der Legende nach aufgestiegen sei, trifft jedoch nur auf einen „Betondeckel“.
Sehr ausführlich beschäftigt er sich mit den ausdrucksstarken Schnitzereien des Hochaltars – später wird auch sein „Goldmund“ zum Holzschnitzer. Der vollbärtige Johannes der Täufer weckt Assoziationen an seinen Vater Johannes, den strengen pietistischen Indienmissionar, der seinem erwachsenen, berühmt gewordenen Sohn mit Unverständnis begegnet. Die Darstellung der Gottesmutter Maria erinnert ihn an seine Mutter Marie, „die große Dulderin“. Ein überlieferter wirr-wunderlicher Traum mit all den Facetten des Blaubeuren-Besuchs kann rückblickend als Grundidee zu Hesses Erzählung „Narziß und Goldmund“ interpretiert werden.
Nach einem „Intermezzo“ von Mozart, vorgetragen von Seminarist Paul Graf am Piano, hieß Ephorus Jochen Scheffler etwa fünfzig Vortragsbesucher willkommen, unter ihnen auch heutige und ehemalige Seminaristen, und berichtete, dass die Seminaristen das „Hesse-Jubiläum“ schon einleitend begangen hätten mit Hesses Lieblingsessen „Maultaschen mit Kartoffelsalat“ und einer Besichtigung des ebenfalls von Hesse besichtigten Kellergewölbes im Bandhaus. Mit der literaturwissenschaftlichen Einordnung von Hesses Blaubeuren-Besuchen war Rüdiger Krüger beauftragt.
„Meiner anfänglichen Begeisterung für Siddharta und Steppenwolf ist Ernüchterung gewichen“, fasste Krüger seine persönliche Sicht auf Hesse zusammen und zählte biographische Stationen auf: Hesses Eltern waren Missionare in Indien, geboren wurde er jedoch in Calw. „Hesse ist nie warm geworden mit seiner Heimatstadt“, konstatierte er, – doch diese vermarktet ihn touristisch und investiert gerade in ein großes „Hesse-Museum“.
Als Jugendlicher flieht Hesse aus dem Kloster Maulbronn – im Roman „Narziss und Goldmund“ wird es zu „Kloster Mariabronn“ – gerät in tiefe psychische Krisen, unternimmt einen Selbstmordversuch. Er absolviert eine Buchhändlerlehre, arbeitet nebenbei literarisch, veröffentlicht 1904 „Camenzind“, 1906 „Unterm Rad“ zur Verarbeitung seiner Kindheit und Jugend.
Zeitungspublikationen zum Broterwerb veröffentlicht Hesse unter dem Pseudonym Emil Sinclair. Drei Söhne hat er mit seiner ersten Ehefrau Maria Bernouili, „einer tollen Photographin“, die an Schizophrenie erkrankt. Hesse verlässt extrem belastet die Familie, beginnt nach einem Nervenzusammenbruch mit einer Psychotherapie.
Hesse selbst war im Gegensatz zu seinen Missionarseltern nie in Indien, war jedoch geprägt durch familiäre Erzählungen und intensiver Beschäftigung mit Buddhismus und Hinduismus. In seinen Büchern „Siddharta“ (veröffentlicht 1922) und „Steppenwolf (1927)“ arbeitet er psychische Verwicklungen, Zerrissenheit und Scheitern auf: „Er hat sich alles von der Seele geschrieben“ (Krüger). Beide Romane wurden zu Kultbüchern westlicher Jugendbewegungen in den 60er, 70er, 80er Jahren, – weitverbreitet in den USA.
Bereits 1924 wird Hesse Schweizer Staatsbürger, heiratet die aus wohlhabender Familie stammende Ruth Wenger, Scheidung nach drei Jahren. Glücklich scheint seine dritte Ehe, ab 1931, mit Ninon Dolbin. Er schreibt von 1932 bis 1943 das „Glasperlenspiel“, – „sein bestes, sehr vielschichtiges Werk“ (Krüger). Von 1939 bis 1945 gehörte Hesse zu den unerwünschten Autoren in Nazi-Deutschland.
Als Schweizer erhält er 1946 den Literaturnobelpreis für sein „humanistisches, spirituelles und zeitloses Werk“, – ein Signal an die Nachkriegswelt -, 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Das Fazit des Literaturwissenschaftlers: In Blaubeuren fühlte sich Hesse wohl in seiner auch sprachlich vertrauten schwäbischen Heimat, ist angekommen in der Erlebnis- und Gedankenwelt seiner Jugend, in der märchenhaft-inspirierenden Unterwelt der „Schönen Lau“. Hesse schrieb: „Alles besuchten und besahen wir mit Liebe, den berühmten Altar, das Chorgestühl, die entzückenden Gewölbe.“ Er ist in Blaubeuren eingetaucht in die Aura des Klosters und wird inspiriert: „Angeträumt“ hat er „Narziß und Goldmund“, handelnd von gegensätzlichen Jugendfreunden, sein Held Goldmund ist ein Holzbildhauer aus der Zeit um 1400.
Der Referent erhielt lang anhaltenden Beifall für seinen vielschichtigen, unterhaltsamen Vortrag.
Ilse Fischer-Giovante, Schwäbische Zeitung, 11.11.2025
Dr. Hans-Ulrich Probst – Als Christ engagiert für die Demokratie
Zu einem Gesprächsabend zum Thema „Als Christ engagiert für die Demokratie“ lädt das Evangelische Seminar Blaubeuren in Kooperation mit dem landeskirchlichen Gesprächskreis „Offene Kirche“ am Montag, dem 13. Oktober 2025 ein: Der evangelische Theologe Dr. Hans-Ulrich Probst, Mitglied der württembergischen Landessynode und ehemaliger Schüler am Ev. Seminar, wird mit Schülern und dem interessierten Publikum unter anderem über die Fragen diskutieren, was ihn motiviert, für eine demokratische Gesellschaft einzutreten, und was Kirche und Politik voneinander lernen können. Landessynodaler Micha Schradi wird den Abend moderieren. Beginn ist um 19 Uhr im Großen Hörsaal (Dorment) des Ev. Seminars.
24-Stunden-Kick
Das Seminar siegt beim 24-.Stunden-Kick!
Die 26. Auflage des 24-Stunden-Kicks am 19./20. Juli 2025 bescherte den Semis nach zwei Jahren wieder einmal einen hochverdienten Sieg gegen das Team des Evangelischen Jugendwerks Blaubeuren: Gleich den ersten Treffer um 12.01 Uhr landete Religionslehrer Silas Stock, die Führung wurde dann stetig ausgebaut. Eine gute Mischung aus aktiven und ehemaligen Semis erspielte den Endstand von 191:160 Toren für das Ev. Seminar. Das Spiel brachte Spenden in Höhe von 26.000 Euro für Hilfsprojekte in Patagonien/Argentinien ein. Wir freuen uns auf die nächste Begegnung im Juli 2026!
Kirche begeistert - Rückmeldungen zum Fernsehgottesdienst
Kirche begeistert
Die Rückmeldungen nach dem an Himmelfahrt live übertragenen Gottesdienst sind überwältigend: Das Evangelische Seminar Blaubeuren wird hoch gelobt.
Ein sperriger Feiertag ist das, einer der schwer zu verstehen ist. Das finden viele, wenn sie an Christi Himmelfahrt denken. Sehr, sehr viele sind indes begeistert: Unzählige tief berührte Fernsehzuschauer schreiben Lobes-E-Mails an das Evangelische Seminar Blaubeuren, andere rufen an, um sich zu bedanken.
Der von der ARD übertragene Gottesdienst an Himmelfahrt hat die Herzen vieler Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreicht. Man verehrt die Blaubeurer für so viel Niveau, für so viel Ehrlichkeit, für die gehaltvollen Inhalte, für die Lebendigkeit und Nähe, die in der Veranstaltung zu spüren waren, und für die Frische der Gedanken – so steht es in eingehenden Rückmeldungen. Und auch die Protagonisten im Seminar selbst sind überwältigt. Sekretärin Heike Schulz sagt: „Diesen Gottesdienst tragen wir noch ewig in unseren Herzen.“
Eine große Gemeinschaftsleistung. Die ganze Schule wirkte mit. Der Hausmeister spielte Horn. Die Kunstlehrerin malte während des Gottesdienstes ein Gemälde um, so dass sich dessen Szene veränderte. Schüler und Schülerinnen hatten den Bibeltext zu Himmelfahrt im Griechisch-Unterricht übersetzt und trugen bei der Fernsehübertragung
wohl ausformuliert ihre eigenen Worte hinaus in die Welt. Der Gottesdienst war auf die Sekunde genau durchgetaktet und wurde von der ARD live aus der Klosterkirche übertragen. In der ARDMediathek kann man noch ein Video davon abrufen. Pfarrer Jochen Schäffler war ursprünglich skeptisch gewesen.
Als vor mehr als einem Jahr die Anfrage kam, ob das Seminar einen Gottesdienst zum Himmelfahrtsfest gestalten würde, wäre dem Schul- und Internatsleiter eigentlich vom Thema her ein anderer Sonn- oder Feiertag lieber gewesen. Aber bei der gemeinsamen theologischen Arbeit in der Vorbereitung und in der Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern hat sich dem Pfarrer das Fest ganz neu erschlossen. Der großen Gemeinde, die am Donnerstag an den Bildschirmen mitfeierte, ging es offenkundig auch so.
Regina Frank, Südwest Presse, 31. Mai 2025
Wer den Gottesdienst nachschauen möchte, kann dies in der ARD-Mediathek tun.
Edelfest 2025 "Goldene Zwanziger"
Am 15. Februar fand das Edelfest der Promo 21/25 statt. Zu Charlestonklängen und alkoholfreiem Gin Tonic wurde an diesem Abend kräftig getanzt und erzählt.
Gold glänzt wie neu dank Alkohol und Pinsel - Restaurierung des Hochaltars
Wie Markus Heberle dem berühmten Blaubeurer Kunstwerk wieder zu früherer Strahlkraft verholfen hat.
von Thomas Spanhel, Das Blaumännle, 22.11.2024
Die Blattgold-Flächen des weltberühmten Blaubeurer Hochaltars glänzen wieder frisch. Staub und Schimmel hatten sich auf dem 530 Jahre alten Meisterwerk aus Ulmer Künstlerwerkstätten breit gemacht. In aufwendiger Detailarbeit und im Rahmen der „größten Restaurierung seit 30 Jahren“ hat der Sachverständige Markus Heberle den Altar wieder soweit möglich in seinen Originalzustand verwandelt.
Heberle liebt die Arbeit an dem viel gerühmten Kunstwerk: „Von der Qualität der verwendeten Materialen bis zur malerischen Ausführung: Das war damals das Beste vom Besten in ganz Süddeutschland.“ Das Kloster als Auftraggeber hatte genug Geld, um sich ein so außergewöhnliches Schmuckstück leisten zu können. Das mache sich in jedem Detail bemerkbar, erläutert Heberle: Die Künstler damals haben beispielsweise „drei Mal so dickes Gold aufgetragen, wie wenn man das heute machen würde“. Die verwendete blaue Farbe wirke ganz samtig auch wegen der Verwendung von Eiweiß und Halbedelsteinen bei der Herstellung. Entsprechend wenige Stellen an dem Altar seien selbst nach über 500 Jahren beschädigt oder mussten retuschiert werden.
Hauptproblem war in den vergangenen Jahren die Schimmelbildung aufgrund der Feuchtigkeit im Raum. Auch weil Heberle bei jährlichen Kontroll-Untersuchungen die Ausbreitung des Schimmels vor allem auf den 16 Gemälden der Lebensgeschichte von Johannes dem Täufer mitverfolgte und dokumentierte, entschied sich das Land als Eigentümer des Hochaltars schließlich dafür, im Sommer ein neues Lüftungssystem im Chorraum einzubauen. Außerdem wurde der Kriechgang unter dem Chorgestühl trockengelegt. Ein neuer Vorhang am Zugang zur Petrikapelle verhindert jetzt das unkontrollierte Nachströmen von feuchter Frischluft.
Der besondere Standort der Klosteranlage in einem Talwinkel und die vom Blautopf erhöhte Feuchtigkeits-Abgabe hatten im Chorraum „zu bauphysikalischen und darauffolgend zu mikrobiologischen Schäden“ geführt, erläutert Diana Marquardt, Abteilungsleiterin bei der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung. Der Unterschied gegenüber der etwas muffigen Raumluft früher fällt jedenfalls sofort auf, wenn man jetzt in den frisch belüfteten Chorraum tritt.
Auch wegen der Bauarbeiten an der neuen Lüftungsanlage legte sich Staub auf den Altar, eine gründliche Reinigung wurde nötig. Mit einem weichen Ziegenhaar-Pinsel und Staubsauger wurde in einem ersten Schritt grober Schmutz von einzelnen Teilen des Kunstwerks geholt. Im zweiten Schritt holte Heberle festsitzendere Verschmutzungen wie etwa Schimmel von den Oberflächen. Und in einem dritten Schritt desinfizierte der Restaurator die Oberflächen mit einem speziellen Alkoholgemisch, um zu verhindern, dass sich der Schimmel schnell wieder ausbreitet. Gut zwei Stunden braucht Heberle, um etwa Maria mit Jesuskind, die zentrale, mehr als lebensgroße geschnitzte Schreinfigur des Ulmer Meisters Michel Erhart komplett zu restaurieren. Und beispielsweise die feine Farbgebung auf den Skulpturen wieder zur Geltung zu bringen: „Es ist eine wunderbare Sache, wie nahtlos bei Maria die fleischfarbene Blässe der Haut in ihr zartes Wangenrot übergeht“, schwärmt er.
Die Zeit, in der das Gerüst für die Restaurierung vor dem Altar stand, nutzten auch Schulleiter Jochen Schäffler und Schüler des Evangelischen Seminars, um die Besonderheiten des Hochaltars aus der Nähe zu bewundern. Schäffler faszinierten besonders die kleinen, teils auch humorvollen Details, die in die Tafelbilder des Altars vor allem vom Maler Bartholomäus Zeitblom und dem unbekannten „Meister der Blaubeurer Kreuzigung“ eingearbeitet sind. So etwa ein Mann, der sich mit Klettereisen in eine steile Felswand wagt, ein idyllischer Bauerngarten oder die reich verzierten Kleidungs-Borten der Frauen. „Interessant sind auch die vielen Graffiti überall auf dem Altar“, berichtet Schäffler: Darunter befinden sich Klosterschüler aus vier Jahrhunderten, die sich in dem Kunstwerk verewigen wollten. Mit rund 25 Seminarschülern veranstaltete der Schulleiter während der Altarrestaurierung eine besondere Aktion: 24 Stunden lang schlüpften die Jugendlichen in die Rolle eines mittelalterlichen Mönches – und ließen sich von Heberle auch ins Handwerk eines Restaurators einführen. Schäffler hofft, dass der Hochaltar auch in seinen gewandelten Formen mit den großartigen Gemälden zu liturgischen Zwecken noch öfter sichtbar wird. Momentan werden die Seitenflügel des Altars aus Gründen der Erhaltung nur ganz selten bewegt.
Streiter wider den Hass - 4. Blaubeurer Stadtgespräch mit Heribert Prantl am 8.11.2024
Um Demokratie – vor allem ihren Schutz – ging es in den Stadtgesprächen mit dem bekannten Publizisten und Juristen Heribert Prantl.
Margot Autenrieth-Kronenthaler, Blaumännle / SWP, 15.11.2024
Ist die Meinungsfreiheit in Deutschland in Gefahr? Darf man sagen, was man denkt?
Um solche Fragen ging es beim 4. Blaubeurer Stadtgespräch im Klosterkirchensaal. Zu Gast war der renommierte Publizist Prof. Heribert Prantl, der in einem anderthalbstündigen Vortrag seine Sicht der Dinge darstellte und nicht zuletzt ein politisches Betätigungsverbot für Neonazis wie etwa Björn Höcke (AfD) sowie ein Verbotsverfahren gegen die AfD forderte.
Ephorus Jochen Schäffler konnte als Hausherr gut 200 Besucher begrüßen. Der Abend wurde von Dekan Frithjof Schwesig moderiert. Er stellte Prantl vor – als einen politischen, streitbaren Journalisten, als kenntnisreichen Kolumnisten der Süddeutschen Zeitung, als engagierten Zeitzeugen und bekennenden katholischen
Christen. Zudem ist Prantl studierter Jurist und war vor seiner journalistischen Karriere als Richter und Staatsanwalt tätig.
Mit seiner markanten Stimme sprach Prantl die Zuhörer immer wieder als Demokratinnen und Demokraten an. „Die Meinungsfreiheit ist der innerste Kern der Demokratie, und mit ihr steht und fällt sie“, sagte der Publizist.
Grenzen der Meinungsfreiheit würden nur durch das Strafrecht gesetzt. Wenn es Orgien aus Hass, Ehrverletzungen, aggressivem Mobbing, Schmähkritik oder Hetze gibt, sei die rote Linie überschritten. „Ich stand fassungslos vor der Verrohung, das Internet wurde zur Kloake.“ Meinungsfreiheit sei jedoch nie eine Mehrheits-Meinungsfreiheit, betonte er. Sie sei immer auch das Recht der Andersdenkenden. Wenn Grenzen überschritten werden, müsse das Konsequenzen haben. Er kritisierte die oft inkonsequente Strafverfolgung. Die Justiz sei noch nicht richtig aufgestellt und müsse schnell personell und technisch in die Lage versetzt werden, konsequent reagieren zu können, forderte Prantl.
Die Demokratie sei das erfolgreichste, beste „Betriebssystem“, mit dem die Zukunft miteinander gestaltet werden könne. Gerade Autokraten rechtfertigten ihren Machterhalt mit „demokratischen“ Wahlen. „Ich fürchte, in den USA müssen wir in Kürze diese Pervertierung erleben.“ Die Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit seien stützende Institutionen für die Demokratie. Pressefreiheit brauche es, um die Grundrechte zu verteidigen. Prantl forderte einen verantwortungsvollen, qualitativ hochwertigen Journalismus.
Wie erkennt man guten Journalismus? Journalisten müssten sachkundig, neugierig, ausdauernd, wahrheitsliebend, souverän, sorgfältig und mit einem Aufklärungsinteresse arbeiten, lautete seine Antwort. „Journalismus braucht Qualität. Es geht nicht um Klicks oder Auflage, sondern um die Frage, wie man Vertrauen schafft“, appellierte er. Die Macht und die Mächtigen gelte es zu kontrollieren, die Wahrheit müsse ans Licht, etwa durch Aufdeckung von Skandalen. Der Journalismus könne als Moderator und Motor für Veränderung tätig werden. Die Pressefreiheit müsse die Würde des Menschen verteidigen, gerade die der Minderheiten. Es gelte, gegen den Hass zu arbeiten, zu schreiben, zu senden, forderte Prantl. „Der Hass ist mächtig, eine furchtbare Kraft. Er entmenschlicht.“ Die Demokratie bilde auch eine Wertegemeinschaft, und wer diese Werte aktiv bekämpfe wie Björn Höcke und andere Neonazis, der missbrauche das Grundgesetz und gehöre mit Einsatz von Artikel 18 mit einem politischen Aktionsverbot belegt, forderte Prantl. Der Publizist plädierte für eine streitbare und wehrhafte Demokratie. „Wer die Grundrechte missbraucht, der verwirkt sie. Der Notfall ist eingetreten.“
In der anschließenden Fragerunde erhielt er spontanen Beifall, als er die Einleitung eines AfDVerbotsverfahrens forderte. Er habe die Radikalisierung beobachtet. Er werte damit nicht die Wähler. „Man muss die Partei politisch und auf dem juristischen Weg bekämpfen, mit den Mitteln und Möglichkeiten des Grundgesetzes.“ Auch auf die Gefahr hin, dass es misslingt? „Ich würde es trotzdem probieren wollen“, sagte Prantl. Die Besucher kamen noch miteinander in lebhafte Gespräche. Am Büchertisch fanden Prantls Werke guten Absatz. Der Abend klang im Kreuzgang bei Kerzenlicht und Liedern aus.
Klostertag
Auf Initiative semi-seits fand am 18./19. Oktober der erste Blaubeurer Klostertag statt: Mit zwei Dutzend weiß gewandeten Mönchen und Nonnen war die Klausur besser gefüllt als zu den Hochzeiten des Benediktiner-Konventes. Die gregorianischen Melodien der Gebete im Kapitelsaal (alle drei Stunden!) erklangen sicher, bei den Arbeitseinsätzen (im Kreuzgarten, in der Klosterküche, im Skriptorium, beim Töpfern und bei der Kräuterkunde) war man fleißig. Gemäß der Benediktsregel lebten alle hinreichend gehorsam, keusch und besitzlos (=> Handys wurden abgegeben) – nur mit der Tugend des Schweigens haperte es ein wenig.
Am Freitagabend stellten wir in der Abtskapelle fest, dass das komplette Markus-Evangelium in 110 Minuten gemeinsam durchgelesen werden kann: Das ist weniger als das obligatorische wöchentliche AZ-Pensum! Zusammen mit den Gebetszeiten war der Klostertag somit auch eine tiefe spirituelle Erfahrung.
Wir danken herzlich Frau Heiter, Frau Lempp, Frau Fuchs, Frau Ungers, Herrn Schradi, Herrn Gengnagel und Herrn Liermann für die Gestaltung der Workshops und der Stundengebete! Toll, dass sie dieses Projekt möglich gemacht haben.










