Interview mit den Ephoren Keitel und Schäffler

Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren: „Eine gute Gemeinschaft ist uns sehr wichtig“

Interview mit den Schulleitern Jochen Schäffler und Gerhard Keitel

Die beiden Evangelischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren sind etwas ganz Besonderes: Hier leben und lernen junge Menschen ab der 9. Klasse mit einem Schwerpunkt auf den alten Sprachen, der Musik und der Auseinandersetzung mit religiösen Themen – und das im besonderen Ambiente zweier uralter Klosteranlagen. Im Juli stehen wieder die Aufnahmefreizeiten („Landexamen“) an, für die sich Interessierte noch anmelden können. Die beiden Schulleiter Gerhard Keitel (Maulbronn) und Jochen Schäffler (Blaubeuren) erklären im Interview, was Schülerinnen und Schüler mitbringen sollten und was das Leben und Lernen in den Seminarschulen ausmacht.

Was ist das Besondere daran, in Blaubeuren oder Maulbronn zur Schule zu gehen?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Leben und lernen in einem jahrhundertealten Kloster – Den Alltag mit vielen Gleichaltrigen verbringen – Gemeinsam singen und musizieren – Über Gott und die Welt nachdenken: Wo sonst kann man das erleben?! Das Motiv „Entdecke deine Talente“ prägt uns. In jungen Menschen stecken so wunderbare Chancen, die wir mit ihnen gerne entdecken und weiter fördern.

Was unterscheidet die beiden Seminare von anderen Internaten?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Zum einen sind wir vergleichsweise kleine Schulen (ca. 70 Schülerinnen und Schüler) – hier kennt jede jeden. Eine gute Gemeinschaft ist uns sehr wichtig. Und, nicht zuletzt, hängt es dank eines starken Stipendiensystems nicht von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern ab, ob jemand zu uns kommen kann.

Bestimmt gibt es Vorurteile, die Seminare seien altmodisch und konservativ. Was antworten Sie darauf?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Bei uns als eine der ältesten Schulen des Landes spielt Tradition sicherlich ein wichtige Rolle. Jedoch entdecken und (ver-)suchen wir daneben auch immer wieder Neues. Konservativ sind wir in dem Sinne, dass wir Dinge, die unseren Schulen schon lange wichtig sind, „bewahren“ – den Umgang mit alten Sprachen beispielsweise oder die Chormusik. Das ist aber keineswegs altmodisch, sondern kann durchaus modern sein!

Wer kann sich bewerben?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: In der Regel bewerben sich Schülerinnen und Schüler am Ende der achten Klasse des Gymnasiums (G8) für unsere neunten Klassen. Aber auch ein Quereinstieg in eine unserer höheren Klassen oder ein Wechsel von einer anderen Schulart ist nach Rücksprache prinzipiell möglich. Wir suchen Jugendliche, die Lust auf Gemeinschaft haben und offen sind, Neues zu entdecken. Die Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche ist Voraussetzung für die Aufnahme.

Erstmals nimmt Blaubeuren auch externe Schülerinnen und Schüler auf – wie kommt es dazu?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Immer wieder erhalten wir Anfragen, ob ein Besuch unserer Schule möglich ist, ohne (gleich) ins Internat einzuziehen: Das sind Schülerinnen und Schüler, die in der Nähe wohnen und großes Interesse an unserem Schulprofil haben, also zum Beispiel Griechisch lernen wollen. Das soll in Zukunft möglich sein. Selbstverständlich ist es den „Externen“ auch später noch möglich, ins Internat zu kommen!

Was muss man beim sogenannten Landexamen leisten?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Das Landexamen ist eine viertägige Aufnahmefreizeit, in der die künftigen Schülerinnen und Schüler ihre neue Klasse, die Schule und das Lehrerkollegium kennenlernen. Neben Tests in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch dürfen die „Landexis“ bei einem Gespräch über Religion und zum Beispiel einem Vorspiel auf ihrem Instrument zeigen, was sie können.

Muss man das Landexamen absolvieren, um aufgenommen zu werden oder gibt es auch andere Wege?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Für die Aufnahme in Klasse 9 ist das Landexamen, das in der Regel im Juni oder Juli stattfindet, Voraussetzung. Aber auch später ist ein Quereinstieg möglich, zum Beispiel in Klasse 10 oder 11: Informationen dazu gibt es bei den Ephoren.

Wie werden Familien unterstützt, die sich die Schulgebühren nicht leisten können?

Jochen Schäffler und Gerhard Keitel: Es gibt die Möglichkeit, Schüler-BAföG zu beziehen: Die Trägerin unserer Schule, die Evangelische Seminarstiftung, berät Eltern dazu. Eine Aufnahme an unsere Seminarschulen wird nie aus finanziellen Gründen scheitern.

https://www.elk-wue.de/news/2024/05072024-eine-gute-gemeinschaft-ist-uns-sehr-wichtig