Das Seminar gewinnt beim 24-Stunden-Kick
Die Bitten des werdenden Vaters erhört
Rund 18 000 Euro Spenden wurden bei der 22. Auflage des 24-Stunden-Kicks in Blaubeuren eingespielt. Deutlich hat heuer mit 149:113 das evangelische Seminar gewonnen.
EVA MENNER
Blaubeuren Sonntags eine halbe Stunde vor dem Schlusspfiff um 12 Uhr geben die Spieler auf dem „Plätzle“ im Blaubeurer Klosterhof noch einmal alles und stürmen aufs Tor, als dauerte der Fußballmarathon nicht schon fast 24 Stunden. „The Final Countdown“ ertönt, dann der Abpfiff, Endstand 149 Tore für das Seminar, 113 für das evangelische Jugendwerk. Am Ende fallen sich die Teams in die Arme, klatschen sich ab und fühlen sich beim Klang von „We are the Champions“ wie die wahren Fußballhelden dieser Tage.
„Wird da noch woanders Fußball gespielt?“, fragt Marc Hermann ganz harmlos. Er ist angesichts seines für den Kick reifen Alters von 54 Jahren mit dem Kampfnamen Methusakick aufgelaufen. Ein Veteran des Kicks ist Albrecht Reuß, der die diesen Marathon mit ins Leben gerufen hat und seitdem noch kein Spiel versäumt hat. Auf der Seite des Seminars lag das Durchschnittsalter niedriger, spielten doch etliche Schüler mit. So auch der 16-jährige Fabian Körner, der sich bei seiner zweiten Kickteilnahme gleich als Torjäger entpuppte, 24 Tore zum Erfolg beitrug und damit das zweitbeste Ergebnis erzielte. „Am Anfang lief es noch nicht so gut, doch in der Nacht dafür umso besser“, meinte er. Torschützenkönig wurde Teamkollege Robert Sauter mit 29 Toren, bester Torschütze beim Jugendwerk war Reik Schlitter mit 20 Toren. Auf der ewigen Torjägerliste hat Christian Sigloch jetzt Albrecht Reuß überholt. Sigloch schoss sein 500. Tor beim Kick.
Seine Teilnahme war etwas unsicher, seine hochschwangere Frau hatte in den nächsten Tagen den Geburtstermin. Aber das Baby hielt sich an die flehentlichen Bitten des werdenden Vaters und kam nicht ausgerechnet während des Kicks zur Welt. Beste Torschützin war Thea Kannenberg (Seminar) mit sechs Toren. Torwartkönig wurde „Wolle“ Vulkan Ucar (Jugendwerk) mit 35 Prämien für je 10 Minuten ohne Gegentor.
Die 24 Stunden haben allerdings auch ihren Tribut gefordert, einige Spieler fielen wegen Muskelfaserrissen oder Bänderrissen aus. Das Rund-um-Service-Team (RUST) massierte müde Spielerbeine, sorgte für Kaffee und warme Brühe, organisierte Frühstück und leistete manchem Spieler moralischen Beistand. Nach dem Abpfiff ging es für die „Paten“ ans Zahlen, sie spendeten den Spieler eine Tor- oder Torwartprämie. Darunter waren Mitschüler, Lehrer, Bekannte, Verwandte und etliche Prominente. Dank der Paten sind etwa 18000 Euro zusammengekommen, mit 1900 Euro war Jonathan Glanz der beste Spendensammler. Die Erlöse kommen seit Beginn Projekten in Argentinien zugute. Unterstützt wurde in den letzten Jahren das Frauenprojekt „Kleine Tropfen mit ganzem Einsatz“ in einem Armenviertel der Stadt Bariloche. Frauen finden dort in einem Haus Zuflucht, für die Kinder gibt es einmal am Tag eine warme Mahlzeit, die Frauen können sich austauschen und erhalten Beratung. Es gibt einen Aufenthaltsraum, sanitäre Anlagen wurden installiert und ein neuer Backofen ermöglicht einen Straßenverkauf und dadurch ein bisschen finanzielle Sicherheit für die Frauen. Damit das Haus besser vor der Kälte und dem starken Wind, der in Patagonien bläst, geschützt wird, soll nun die Fassade verkleidet werden.