Theatermusik 2024

Passend zum diesjährigen Stück der Theater-AG komponierten Semis die Szenenmusik: Kleine musikalische Miniaturen, teilweise inspiriert von Komponisten wie Kurt Weill, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Ennio Morricone oder Mauricio Kagel – teilweise aber auch als freie Originalkompositionen.

Diese kurzen Charakterstücke wurden dann für gemischtes Bläser-Ensemble mit Melodika und Schlagwerk arrangiert und schließlich im Semi-Tonstudio aufgenommen. Das Ergebnis der musikalischen Arbeit unter Leitung von Seminarmusiklehrer Jan Liermann war bei den Aufführungen am 21., 22. und 23.06.2024 zu hören.

Ouvertüre

Trauermarsch

Im Wirtshaus

Im Wald

Bei der Polizei

Am Bahnhof

In Ills Laden

Im Wirtshaus – Reprise

 

Komposition und Arrangement: Malin Albeck, Nathan Feuer, Marian Sass, Daniel Stark, Jan Liermann

Musiker*innen Studio-Produktion: Malin Albeck (Horn), Nike Nehlsen (Horn), Marian Sass (Trompete & Schlagwerk), Gabriel Schmid (Klarinette), Daniel Stark (Melodika & Orgel), Jan Liermann (Posaune)

Tonproduktion: Marian Sass, Daniel Stark, Jan Liermann


Theater: Der Besuch der alten Dame

Inszenierung in Blaubeuren überzeugt Publikum

Die alljährlichen Theateraufführungen des Evangelischen Seminars Blaubeuren sind schon lange ein Geheimtipp für die Theaterliebhaber in der Region. Da sind Profis am Werk, drei Aufführungen sind ausverkauft, das ganz besondere Ambiente des mittelalterlichen Klosterdorments gibt seinen Charme dazu.

Wer hätte gedacht, dass Dürrenmatts Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ derart aktuell und spannungsreich inszeniert werden könnte? Ein großes Erlebnis fürs Publikum - und gewiss auch für die Mitwirkenden. Regisseur war Sebastian Gengnagel.

In seiner Begrüßung teilte Ephorus Jochen Schäffler, der gelegentlich auch in die Rolle eines Mitspielers schlüpfte, mit, dass der Aufführung eine zweite, 1966 entstandene, Fassung des Stücks zugrunde liege. Er brachte seine Freude über dieses Gemeinschaftsprojekt zum Ausdruck, zwei Drittel der Schüler seien beteiligt in verschiedenen Funktionen, die Bühnenmusik sei selbst erarbeitet und eingespielt.

Das dreidimensionale Bühnenbild, entstanden im Kunstunterricht unter Leitung von Isabel Fuchs, passt farblich hervorragend ins historische Ambiente und zeigt verwinkelte Kleinstadtgassen. Die erste Szene zeigt drei am Bahnhof Wartende, die Zeitung lesend in heruntergekommenen Klamotten, stocksteif in Originaluniform steht dabei der Bahnhofsvorsteher. Die Kleinstadt, in der sie leben, schildern sie als ruiniert: Lautmalerisch heißt sie „Güllmen“, die meisten Bewohner leben von „Suppenküchen“. „Höchste Zeit, dass die Milliardärin, Besitzerin von Ölvorkommen, Railway-Linien, Vergnügungsvierteln in Bangkok, eintrifft“, konstatieren sie zigarettenrauchend. Denn sie ist eine „Hiesige“, aufgewachsen in Güllmen, in der weiten Welt bekannt als Wohltäterin.

Ein „großer Bahnhof“ ist geplant, mit Rede vom Bürgermeister und „Ännchen von Tharau“ des gemischten Chores sowie einer Pyramide des Turnvereins. Doch grotesk: Die Milliardärin trifft früher ein als erwartet, hat die Notbremse gezogen, besticht gleich mal den Bahnhofsvorsteher. Sie reist an mit Gefolge: einem Butler, zwei Eunuchen „Koby und Loby“, zwei Sänftenträgern „Roby und Toby“, einem schwarzen Panther im Käfig und ihrem Ehemann - und einem Sarg. Schon in der ersten Szene wird klar, mit wie viel Liebe zum Detail in dieser Inszenierung in die Ausstattung erfolgte: stimmige Kostüme, ein perfekt bemalter Sarg. Nelly Tuda verkörpert ausdrucksstark die heimgekommene Klara, jetzt heißt sie „Claire“: Sie ist schön, eine Mischung aus Arroganz, Kälte, Grausamkeit, früh enttäuschten Erwartungen. Sanft wird sie nur an den Erinnerungsorten mit Alfred Ill (weißes T-Shirt, schwarze Hose, hellblaues Jacket, meist zigaretterauchend) - mit Friedrich Schenk ebenfalls großartig besetzt. Er beherrscht alle Nuancen der Wandlung vom siegessicheren Ex-Liebhaber zum gescheiterten, reumütig bekennenden Büßer.

Nach Plan sucht das frühere Liebespaar frühere „Orte der Leidenschaft“ auf: Unter anderem einen Wald, in dem die Bäume sich ausdauernd und eindrucksvoll im Wind wiegen, selbst ein geschnitztes Herz „AC“ ist von der Ausstattung gefertigt worden. Claire Zachanassian vereitelt die Pläne auf schnellen Wohlstand der Kleinstadt und ihrer Bürger. Sie hat eine alte Rechnung offen mit Alfred, der sich vor Jahrzehnten nicht zu seiner Vaterschaft bekannte, vor Gericht sogar zwei falsche Zeugen vorführte und Klara dadurch aus der Heimatstadt und in die Prostitution vertrieb, das Kind verstarb „in der christlichen Fürsorge“. Sie schlägt den Bürgern einen grausamen Deal vor: Sie stiftet eine Milliarde, davon 500 Millionen für die Stadt, 500 Millionen für die Bürger. Ausgezahlt wird nach der Tötung von Alfred.

Hervorragend kommt in der Inszenierung zum Ausdruck, wie die anfängliche Stimmung einer klaren Ablehnung langsam kippt. Immer wieder wird der Sarg durchs Bild getragen, Kränze werden angeliefert. Die Zuschauer nehmen begleitend „Spiel mir das Lied vom Tod“ wahr. Alfred betreibt mit seiner Familie einen kleinen Laden, der langsam einem Ruin zutreibt. Seine Mitbürger kaufen teure Waren nur noch auf Kredit, alle haben plötzlich Geld für neue Schuhe. Der soziale Druck auf Alfred wächst: Der Pfarrer (Laura Gelhaar) flüchtet sich in Allgemeinplätze, rät ihm zur Flucht, doch mit Koffern am Bahnhof bricht er zusammen. Der Bürgermeister (nuancenreich verkörpert von Ella Bischofberger) rückt rasch von seiner Loyalität ab, der Fleischermeister (Sebastian Gangnagel) händigt Alfred ein geladenes Gewehr aus. Dem Anschein nach lässt sich auch seine eigene Familie kaufen: die Kostümbildner sorgten symbolisch für einen edlen Wintermantel für die Frau und ein schickes Kleid für die Tochter. Der Polizist (Pia Gerhardt) verkörpert sehr überzeugend Gesetzestreue. Auch der Lehrer (Charlotte Hantel) gerät ins Wanken, nicht nur wegen des ausgeschenkten „Steinhägers“: „Der Glaube an die Humanität ist machtlos“.

Im Lauf der Handlung wird deutlich, dass Claire ihren Rachefeldzug von langer Hand geplant hat: Die falschen Zeugen von damals hat sie erblindet und als ihre beiden Eunuchen Koby und Loby eingestellt: mit schwarzen Sonnenbrillen, alle Sätze wiederholend, intensiv verkörpert von Annelie Brandt und Paula Burkhardt. Den Richter hat sie mit viel Geld aus dem Amt gelockt und zu ihrem Butler gemacht: Marvin Graser brilliert souverän in dieser Rolle eines „Ergebenen“. Ihre Leibwächter Toby und Roby sind Ex-Strafgefangene, dauer-kaugummikauend cool interpretiert von Valentina Dourado Braungart und Timea Coy. Ihre Agenten haben die Firmen der Stadt aufgekauft und damit zur Gesamtverarmung beigetragen.

Eine Gemeindeversammlung mit Medienvertretern beschreibt „eine gewisse Zwangslage der Stadt“ - das Stück endet mit der Tötung Alfreds durch die Mitbürger. Die Presse und herbeigeeilten TV-Journalisten interpretieren den Tod Alfreds als „Tod aus Freude“, das Volk sieht weg. Gedeutet werden kann das Stück als moderne Kapitalismuskritik: Ist Gerechtigkeit käuflich?

(Ilse Fischer-Giovante für die Schwäbische https://www.schwaebische.de/regional/ulm-alb-donau/blaubeuren/inszenierung-in-blaubeuren-ueberzeugt-publikum-2641365 )


Die Welle – Berichte im Blaumännle am 05. und 19.05.23

Blaumännle am 05.05.2023:

Blaumännle am 19.05.2023:


"Linie 1" – Bericht im Blaumännle

Die Aufführungen unseres diesjährigen Theater-Projekts "Linie 1" fanden am 20., 21. und 22.05.22 im Dorment statt – hier der Bericht aus dem "Blaumännle":


Bericht über das Leben am Seminar

In einem Bericht über das Leben am Seminar, der am 25.02.22 im Blaumännle erschien, berichten Schülerinnen, Lehrende und uns unser Ephorus Herr Schäffler über die Schwierigkeiten von Schule in Corona-Zeiten aber auch über die besonderen Möglichkeiten, die das Evangelische Seminar Blaubeuren in diesen ungewöhnlichen Zeiten hat, das gemeinsame Leben und Lernen zu gestalten.


1. Blaubeurer Kulturnacht

Am 28.09.19 fand in Blaubeuren zum ersten mal eine Kulturnacht statt – von 18 bis 23 Uhr konnten die Besucher an vielen Spielorten in ganz Blaubeuren Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Theatervorführungen besuchen. Auch das Seminar beteiligte sich mit verschiedenen Aktionen an der Kulturnacht: Im Kapitelsaal stellten Schülerinnen und Schüler Gedichte und Gemälde zum Thema "Freiheit" aus, die im Rahmen der Projektwoche im Juli entstanden waren. Die Theater-AG hatte zwei Gedichte in Szene gesetzt und die Kunstlehrerin Isabel Fuchs malte im Kreuzgang – begleitet von Live-Musik unserer Semis – Bilder zum Thema "Blautopf unter Wasser".

Fotos: Eva Menner


Der Theater AG gelingt mit Brechts „Dreigroschenoper“ eine herausragende Aufführung im Dorment

von Eva Menner, Blaumännle 5.07.2019, S.5

Berthold Brechts populärstes Werk, die Dreigroschenoper mit der Musik von Kurt Weill, ist nicht nur schauspielerisch eine große Herauforderung für ein Laientheater, sondern der vielen Lieder wegen auch eine gesangliche.
Die Theater AG des Evangelischen Seminars ging  das Wagnis ein, das Stück auf die Bühne zu bringen. Den Schülern gelang eine mitreißende, herausragende Aufführung. „Unglaublich“, „Wahnsinn“, „ganz toll“ waren die Kommentare des begeisterten Publikums. Es gab
schier nicht enden wollenden Applaus. Da stimmte einfach alles, die Leistung der jungen Schauspieler, die Musikbegleitung, Maske, Kostüme, Bühnenbild. Ein Höhepunkt in der Theatergeschichte der Schule.
Brechts Dreigroschenoper ist eine beißende Kritik an Kapitalismus und scheinheiliger bürgerlicher Moral und ist damit heute noch aktuell. „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ oder „Erst kommt das Fressen dann die Moral“ – so lauten bekannte Zitate. Bettlerkönig Peachum
und der Gangsterboss Macheath, bekannt unter dem Namen Mackie Messer, betreiben in Soho in einem Sumpf von Gier, Gewalt und Verrat ihre trüben Geschäfte. Überraschend für ihre Eltern heiratet Polly Peachum den Ganoven Macheath und das Ehepaar Peachum setzt alle Hebel in Bewegung, um den ungeliebten Schwiegersohn an den Galgen zu bringen. Doch Macheath hat viele Beziehungen, der oberste Polizeichef Londons „Tiger Brown“ ist ein alter Freund und bei seinen Huren in Turnbidge, die ihn letztlich aber des Geldes wegen verraten, sucht er immer  wieder Zuflucht. Am Ende hängt Macheath schon fast am Galgen, als ein reitender Bote der Königin die Begnadigung überbringt, er sogar in den Adelsstand erhoben wird, ein Schloss und ein Leibrente geschenkt bekommt.
Herausragend waren die beiden Hauptdarsteller Johann Krafft als Macheath und Jakob Zimmermann als Peachum. Stark waren aber auch die anderen Rollen besetzt mit Lea Pommer als Polly, Thadina Keinath als Lucy, Tiger Browns Tochter und Pollys Rivalin, Jutta Knaudt als Peachums Frau Celia, Milena Holm als Spelunken-Jenny, Marc-René Stoller als Polizeichef Tiger Brown und Jolanthe Lempp als Erzähler und Moritatensänger. Zum Gelingen der Aufführung trugen ebenso all die Bettler, Ganoven und Huren bei.
Recht züchtig gekleidet waren die Huren, wohl eine Folge der ersten Aufführung der Dreigroschenoper 2006 am Seminar. „Da gab es Austritte von Eltern aus unserem Förderverein, weil ihnen die Darstellung zu freizügig war“, berichtete Ephorus Pleitner in seiner Begrüßung.
Für die Kulisse zeichnete wie gewohnt Kunstlehrerin Isabel Fuchs verantwortlich. Schüler hatten in vielen Stunden Arbeit sogar einen zusammenlegbaren Gefängniskäfig gebastelt. Im Publikum wurde ob dessen zukünftiger Verwendung für renitente Schüler gewitzelt.


Jetzt Karten bestellen für das Theater "Dreigroschenoper"

Nur noch eine Woche bis zum Theaterwochenende: Tickets können Sie bei Frau Mayer im Sekretariat bestellen (07344-962610) oder an der Abendkasse erwerben.

Als kleiner Appetitanreger ist hier noch die Vorankündigung aus dem "Blaumännle" vom 21.06.2019:

"Mit der „Dreigroschenoper“ hat sich die Theater AG des evangelischen Seminars einiges vorgenommen, denn es wird live gesungen. Da gilt es also nicht nur den Text zu können, sondern auch noch den richtigen Ton zu treffen. „Man kann sich nicht einfach auf die Bühne stellen und singen, sondern muss während man singt auch weiter seine Rolle spielen“, sieht Hauptdarsteller Johann Krafft als größte Schwierigkeit. „Wir mussten einiges kürzen, dafür haben wir viel Zeit gebraucht, um herauszubekommen, was man weglassen kann und was bleiben muss“, erzählen die Regieassistentinnen Ellen Bort, Thea Bartmann und Felicia Dourado Braungart. Vor 13 Jahren wurde die Dreigroschenoper schon einmal im Dorment aufgeführt. Die jetzige Theatergruppe hat von der Inszenierung nichts übernommen, sondern wollte ihr eigenes Ding machen. Aufführungen sind am Freitag, 28. Juni, um 19.30 Uhr, am Samstag, 29. Juni, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 30. Juni, um 18 Uhr."

Text/Foto: Eva Menner


Theaterprobentag

Als kleiner Vorgeschmack auf die "Dreigroschenoper" am 28. - 30. Juni,
hier ein paar Fotos vom Theaterprobentag.