Landeskirche klärt Missbrauchsserie in den 1950er und 1960er Jahren auf

Liebe Eltern,

die Seminare Maulbronn und Blaubeuren waren gestern und heute in Zeitungsschlagzeilen und Radiomeldungen vertreten. Die Südwestpresse schreibt unter der Überschrift „Hat Geld blind gemacht?“ Missbrauch Die evangelische Landeskirche lässt das Geschehen in ihren Elite-Gymnasien durchleuchten. Die Schwäbische Zeitung vermutet gar „Vertuschung“.

Im Text der SWP-Meldung ist dann davon die Rede, dass die evangelischen Landeskirche eine ausführliche Studie zu sexueller Gewalt in verschiedenen Einrichtungen – darunter auch den Seminaren – in Auftrag gegeben hat. Der geschilderte Fall eines Förderers von Jugendeinrichtungen, der sich „Knaben gefügig gemacht habe“, bezieht sich auf einen inzwischen lange verstorbenen Stuttgarter Industriellen, der in den fünfziger und frühen sechziger Jahren das damals verbindliche Vorbereitungstreffen für das Landexamen in der Einrichtung „Dulkhäusle“ betreut hat. Dabei kam es von ihm aus zu aus heutiger Sicht nicht hinnehmbaren Vorfällen gegenüber den Jungen – Mädchen wurden damals noch nicht aufgenommen. Beispielsweise wurden die Jungen, die eine lateinische Form nicht beherrschten, mit einem Rohrstock auf den nackten Po geschlagen oder sollten sich in eine Badewanne legen. Noch weitergehende Übergriffe sind mir nicht bekannt.

Nachdem Betroffene darüber im Mitteilungsheft des Fördervereins berichtet hatten, wurde eine externe Ansprechstelle für die Opfer eingerichtet. Im Anschluss hat der Seminarvorstand beschlossen, eine externe Studie über die Vorfälle in den Seminaren in Auftrag zu geben. Der Beginn dieser Studie wurde gestern von der Pressestelle der Landeskirche bekannt gegeben. Unter den betroffenen Einrichtungen befinden sich auch die Seminare, die über die Veröffentlichung nicht vorab informiert wurden.

Nach meiner Einschätzung haben wir uns als Seminar mit der Veröffentlichung im Fördervereinsheft und der Aufforderung an Betroffene, sich bei einer externen Stelle zu melden, absolut korrekt verhalten. Ich wüsste nicht, wie man es besser und transparenter machen könnte. Und auch die Beauftragung (und Finanzierung) einer groß angelegten externen Studie zeigt, dass Stuttgart nicht Köln ist. Die mir bekannten Vorfälle rechtfertigen die Zeile „Knaben zugeführt“ und gar Vorwürfe wegen Vertuschung in keiner Weise. Gut, wenn wir heute genau hinschauen. Und gut, wenn wir heute immer wieder an unserem Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt arbeiten.

Die ursprüngliche Pressemeldung der Landeskirche habe ich Ihnen zu Ihrer Information angehängt.

Ich grüße Sie aus Ihrem Seminar

Dr. Henning Pleitner, Ephorus

 

 

Pressemitteilung Landeskirche 17.03.2021 Landeskirche startet Missbrauchsstudie

Schwäbische Zeitung 18.03.2021 Landeskirche klärt Missbrauch auf