Andacht aus dem Ev. Seminar am 07.02.21
Unser Pfarrerin Andrea Morgenstern spricht über die kleinen Fenster, durch die wir in diesen besonderen Zeiten miteinander in Kontakt bleiben können, und das Leben in Gemeinschaft, nach dem wir uns sehnen.
Andacht aus dem Ev. Seminar am 31.01.21
Unser Ephorus Henning Pleitner spricht über die Jahreslosung für 2021: Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas 6, 36)
Weihnachtsandacht aus dem Seminar 2020
Ein Weihnachtsgruß von unserem Ephorus Henning Pleitner, unserer Pfarrerin Andrea Morgenstern und unserem Religionslehrer Silas Stock – umrahmt vom Blechbläserensemble der Klassen 9 und 10.
Bericht vom Landexamen 2020
Vom 05.-07.07.2020 fand in diesem Jahr das traditionelle Landexamen in Blaubeuren statt.
Zwanzig Bewerber*innen aus Württemberg und ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz waren für zwei Tage ins Seminar gekommen, um die Eignungsprüfungen in Mathe, Deutsch und Religion zu absolvieren. Die sonst übliche Präsentationsprüfung in Musik, Sprachen oder Geschichte konnte in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen leider nicht stattfinden.
Die "Landexis" nutzten die Zeit neben den Klausuren und Prüfungen, um ihre zukünftigen Mitschüler*innen, die aktuelle 9. Klasse, die Lehrer*innen, das Kloster sowie die nähere Umgebung besser kennen zu lernen. In der gemeinsamen "Motivationsrunde" am Ende konnten sich die Bewerber*innen über ihre Befürchtungen und Hoffnungen die Schulzeit am Seminar betreffend austauschen. Fast alle Bedenken konnten von unserer Pfarrerin Frau Dr. Morgenstern und unserem Ephorus Herrn Dr. Pleitner aber schnell aus dem Weg geräumt werden, sodass die "Landexis" nach zwei langen Tagen erschöpft aber zufrieden und voller Vorfreude auf ihre Zeit als Semis wieder von ihren Eltern abgeholt wurden.
In den kommenden Tagen und Wochen werden noch weitere Bewerber*innen erwartet, die dann ein individuelles "Nach-Landexamen" absolvieren können.
Wir freuen uns jetzt schon auf eine große und sehr nette Promotion 20/24, die im September ins neue Schuljahr starten wird!
Videoclip unserer 9er über das Leben am Semi
Unsere 9er haben in Eigenregie ein kurzes und ganz wunderbar gelungenes Video zum Leben im Seminar erstellt. Vielen Dank an unsere Promo 19/23!
Semi im ZDF – "Mythos Blaubeuren"
Am 12.07.2020 berichtete das ZDF in der sehenswerten Reportage "Mythos Blaubeuren – Von Blautopf, Benediktinern und Bannwald" über Blaubeuren und die Region. Das Ev. Seminar freut sich über einen ausführlichen Beitrag über Schule und Internat ab Minute 10:00.
An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank der Promotion 17/21, die im Frühjahr über mehrere Tage von einem Kamera-Team begleitet wurde und die ihr Leben im Semi vorgestellt hat.
Zur Sendung in der ZDF Mediathek kommt man direkt über diesen Link.
Am 17.07.2020 wurde die Sendung "Mythos Blaubeuren" noch einmal auf 3sat ausgestrahlt.
Das Semi im ZDF-Mittagsmagazin
Am Donnerstag, dem 11.06.2020 war das Ev. Seminar Blaubeuren bundesweit im Fernsehen zu sehen. Ein Fernsehteam hatte in den vergangenen Wochen zwei unserer Schülerinnen aus Klasse 11 durch ihren Alltag in Corona-Zeiten begleitet. Der dabei entstandene Fernsehbericht ist hier ab Minute 40:50 zu sehen.
In den kommenden Wochen ist ein weiterer ZDF-Beitrag über Blaubeuren geplant, in dem auch wieder das Seminar zu sehen sein wird.
"Andacht to go" aus dem Ev. Seminar am 19.05.2020
In dieser Woche hat unsere Pfarrerin Dr. Andrea Morgenstern eine Andacht mit dem Titel „Wüstenzeiten“ vorbereitet:
Andacht to go – Gedanken und Geschichten zum Mitnehmen
19. Mai 2020 – „Wüstenzeiten“
Liebe Schülerinnen und Schüler, endlich: heute hat das Abitur samt Graecuum begonnen. Wer hätte gedacht, dass wir einmal froh sind, dass es geschrieben werden kann, werden darf. Aber immer noch seid Ihr nicht alle hier, immer noch erleben wir eine Zeit der Isolation und des Alleinseins.
40 Tage war Jesus allein in der Wüste. So erzählt es Matthäus 4, 1-11. Ich möchte Euch einladen in der Bibel nachzulesen. An Jesu Geschichte können wir erspüren, was Wüstenzeiten ausmacht:
Verzicht auf Gewohntes und Liebgewonnenes, Versuchungen im Ringen mit sich selbst. Das eigene Leben geht in die Tiefe, wenn die Oberfläche rauh, karg und ungemütlich ist. Die Gespräche mit sich selbst werden zu Gesprächen mit Gott.
Und das Fragen: „Warum bin ich bloß hier“ wird zum Fragen: „Wozu bin ich heute hier?“
Wüstenerfahrungen konfrontieren uns: mit uns selbst, mit unseren Schatten,
mit unerträglicher Hitze (am Tag) und erbärmlicher Kälte (in der Nacht), mit nicht abgemilderten Gegensätzen. Wer wollte da nicht wegrennen, zurück in das bequemere alte Leben. Und das, wir auch brauchen, wiederhaben: Begegnungen, Berührungen, Blicke. Augenblicke, die wie Brot für die Seele sind.
Auch Jesus war versucht. Er hätte sich das alles erschaffen können. Brot aus Steinen.
Virtuelle Welten, News und Fake-News, Bilder übereinander, Spiele ohne Sieg, Nützliches und Hilfreiches und das ganze Netz an Zuschreibungen und Zumutungen: Ein Sog, man könnte sich auch einfach hineinfallen lassen, Tag und Nacht vergessen, mitschwimmen im luftleeren Raum – als gäbe es kein Morgen, als würden wir schon aufgefangen werden, als könnte wir uns ohne Anstrengung wieder fangen, als würden andere uns schon irgendwie irgendwann wieder retten.
Auch Jesus hätte sich fallen lassen können, die Verantwortung abgeben können. Das hat er nicht gemacht. Er hat die Herausforderung für sein Denken und Wollen angenommen, vielleicht sogar – als er freiwillig in die Wüste ging – gesucht.
Wir haben, was wir jetzt erleben, nicht gesucht. Die Herausforderung ist hoch: jede Menge Selbstverantwortung und gleichzeitig übermäßig viel Undurchschaubares, Unbeherrschbares, Unverfügbares. Das alles eng nebeneinander: ist nicht leicht auszuhalten.
Ihr lernt es gerade. Vielleicht ist es die härteste Lektion eurer Schulzeit. Vielleicht fällt sie euch leicht. Benotet wird sie nicht.
Jesus hat mit sich gerungen. Und dann das Herrschen und Beherrschen-wollen abgelehnt. Dem Nicht-über-alles-Bestimmen-Können: zugestimmt. Innerlich stark kam er zurück. Zurück? Oder ganz neu in sein Leben hinein?
Wann das war, wann der Same der eigenen Stärke zu keimen begann, zu wachsen beginnt unter der Oberfläche, in einer unwirtlichen Welt, „war es nun früher oder später, als alles wieder gut wurde?“ (P.Thomèse): wir werden es einander erzählen können, vielleicht einander erzählen wollen.
Viele herzliche Grüße!
Eure Andrea Morgenstern
"Andacht to go" aus dem Ev. Seminar am 12.05.2020
Auch unser Pfarrer Dr. Johannes Schick hat in dieser Woche eine „Andacht to go“ in Textform für alle Semis in Blaubeuren und zuhause vorbereitet:
Andacht to go – Gedanken und Geschichten zum Mitnehmen
12. Mai 2020
Liebe Schülerinnen und Schüler,
ob uns aufgefallen ist, dass es den Segen nicht mehr gab? Also, er war nicht mehr da am Ende der Gottesdienste, die nicht mehr da waren. Wo wir doch vom Segen leben: Der Herr segne dich und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, er erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Der Segen ist wie ein Moment des Zögerns, eine Atemwende in allem Tun und Funktionieren. Ein anderer Blick ruht auf uns, wir müssen für einmal nicht selbst zusehen, wie wir das Leben hinkriegen. Das hebräische Wort für Gesicht ist „panē“, das heißt „Wendung, Zuwendung“. Gott wendet seinen Blick zu. Und es ist dann so, wie es Hilde Domin in einem Gedicht formuliert: „Dein Ort ist / wo Augen dich ansehn / Wo sich die Augen treffen / entstehst du … Es gibt dich / weil Augen dich wollen / dich ansehn und sagen / dass es dich gibt.“
Der Herr segne dich und behüte dich. Das heißt, ich lebe in einem guten Blickfeld, das mich schützt. Klar sind wir unsicher, wir wissen oft kaum die nächsten Schritte oder fühlen uns fremd in der Welt, manchmal sogar in der eigenen Haut. Der Segen ruft gute Umgebungen auf: den Raum der Nächsten, wo sich das Leben vertraut und richtig anfühlt; Freunde, mit denen man sich auch über die digitale Ferne zusammenschließt (man behält sich im Auge, gerade, wenn man sich so wenig sieht); selbst in der Einsamkeit kann ich eine gute Umgebung finden: In jedem stillen Gebet schlüpfe ich in Gott hinein wie in eine zweite Haut. Die Welt: Gottes Blickfeld, keine verlassene Gegend.
Und der Segen holt neu, länger Atem: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Leuchtende Augen, kennen wir sie? Wir haben doch schon einmal andere angestrahlt vor Glück, jede, jeder. Und sind angestrahlt worden, immer wieder. Wie war es? Wie ist das Leben in solchen Momenten? Wer leuchtende Augen für andere hat, zeigt nicht nur ein bisschen Zuwendung, sondern ist charmant, großzügig, hat ein besonderes Augenmerk und ist vor allem ganz präsent und nicht irgendwo anderes mit den Gedanken. Es ist keine Kleinigkeit, wenn Gott sein Angesicht leuchten lässt. Vielmehr: Überfluss, etwas Gnädiges, nichts Knickriges.
Wo immer uns mitten im Leben ein Leuchten ist, wo etwas Schönes aufstrahlt, ist es wie Gottes Augenmerk. Sehen wir, wie die Sonne aufgeht und ihre Farben an den Himmel malt? Sehen wir Menschen, die Hingabe zeigen, wenn es Zeit ist? Sehen wir die Signale der Liebe wie Funken im grauen Alltag?
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Ein dritter, längster Atemzug. Wow, merkt ihr etwas? Gott schaut zu uns auf! Ein Akt der Hochschätzung. Zu wem ich aufschaue, den schätze ich überaus, ich hebe die Person hervor, heraus, begehre und bevorzuge sie. Die Gegensätze kennen wir zu gut: den Blick von oben herab (von der herablassenden Bemerkung über die Gesten der Ausgrenzung bis hin zur Hate Speech im Netz); und das Übersehen, wenn Menschen einander die kalte Schulter zeigen, weil sie gar nicht mehr erwarten, etwas Besonderes beieinander zu entdecken. Dagegen das Gesicht, das aufschaut zu mir, hält mich hoch, überschätzt mich sogar auf mein Bestes hin, das vielleicht im Moment gar nicht erkennbar ist, aber schon da war oder wieder da sein wird. Ein guter Freund erinnert mich an meine Ideale; Menschen trösten mich; Vergebung richtet mich auf. Hochschätzung, das ist dann Schalom, Frieden. Wenn Menschen das Beste aneinander und füreinander hochhalten.
Segen ist also wie eine große Atempause. Gott hat uns im Blick. Und wir? Wir könnten wie Spiegel sein, etwas spiegeln vom Ansehen. Wer im Blickfeld Gottes ist, weiß sich orientiert; gewinnt Umsicht, hat Haltepunkte, geht wie mit einem inneren Kompass durch die Welt. Wer das besondere Augenmerk spürt, kommt ins Staunen, freut sich am Besonderen und sieht nicht immer so aus, als wisse er schon alles. Staunen ist Lust am Bejahenswerten. Und: Wer erfährt, dass jemand zu ihm hochschaut, wird vergnügter und muss andere nicht mehr drücken. Wir es der Kabarettist und Theologe Hanns Dieter Hüsch formulierte: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. / Gott nahm in seine Hände meine Zeit, / mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, / mein Triumphieren und Verzagen, / das Elend und die Zärtlichkeit.“
Ob uns auffällt, wie es den Segen gibt? Wir sind Angesehene. Sind wir auch wie Spiegel? Wir könnten erlöster aussehen.
Amen
"Andacht to go" aus dem Ev. Seminar am 05.05.2020
Unser Ephorus Dr. Henning Pleitner hat in dieser Woche für alle Semis zuhause und in Blaubeuren eine „Andacht to go“ in Textform vorbereitet:
Andacht to go – Gedanken und Geschichten zum Mitnehmen
5. Mai 2020 – „Wozu noch anstrengen?“
Sieben Wochen sind es jetzt, fünf mit Homeschooling und zwei Wochen der Osterferien, die das normale Leben nicht stattfindet. Keine Schule, keine Freunde, keine Treffen, immer nur zu Hause und mit der eigenen Familie. Was man sich vor zwei, drei Monaten vielleicht noch gewünscht hat: Endlich mal Zeit haben und Ruhe, das wird jetzt eher zur Pein: Netflix mag man nicht mehr sehen, und auch das große Puzzle verliert seinen Reiz. Auch im Fernunterricht wird es von Woche zu Woche schwieriger. Lernen, nur so für sich und mit sich? Und dann noch die düstere Erwartung, jetzt zu den „Coronajahrgängen“ zu gehören, zu denen, denen womöglich für immer der Makel anhaften wird, Coronajahrgang oder, schlimmer noch, Coronaabiturientin zu sein. Im Gespräch mit einigen von euch gewinnt man den Eindruck, dass ihr erwartet, noch bei eurer Beerdigung, irgendwann in siebzig oder achtzig Jahren wird man sagen: er war einer vom Coronajahrgang.
Lohnt es sich da noch anzustrengen? Kann noch etwas aus euch werden? Könnt ihr noch auf eine Zukunft vertrauen, die plötzlich von „alles grün“ auf „nichts geht mehr“ umgeschaltet hat?
Was wir gerade erleben, zeigt, dass Gelingen oder Misslingen nicht nur an uns liegt. Keiner von euch kann etwas für diese Gesundheitskrise. Und die vermutlich noch viel folgenreichere Klimakrise habt ihr auch nicht ausgelöst. Trotzdem wird sie euer Leben bestimmen. Daran erlebt ihr, dass es nicht nur an euch liegt.
Lohnt es sich dann aber überhaupt noch, sich reinzuhängen? Sich trotz allem alle Mühe zu geben? Auch die nächsten Wochen noch alle Motivation aufzubringen?
Eine schöne Geschichte zeigt mir, weshalb es sich lohnen kann, sich auch bei ungünstigen Umständen und Aussichten anzustrengen. Sie stammt aus den USA und spielt in der Zeit der Raddampfer am Mississippi:
Eine Gruppe von Menschen eilte in der Abenddämmerung durch kaltes und unwirtliches Gelände der Stadt zu, von der der Raddampfer abfahren sollte, um sie wieder in ihre Heimat zu bringen. Es wurde immer später, kälter und dunkler, bis sie schließlich ans Ufer des Mississippi kamen. Zu dieser Menschengruppe gehörte auch ein Junge. – In der Ferne hörten sie alle das Tuten des Schiffes, das in der Stadt vom Pier abge- legt hatte. Sie waren also offenbar zu spät. Jeder überlegte voller Angst: Wie sollen wir jetzt, bei zunehmen- der Dunkelheit überhaupt weiterkommen, wie sollen wir überleben, umringt von Gefahren, von wilden Tieren, räuberischen Horden und sumpfigem Gelände? Schließlich tauchte in der Abenddämmerung aus dem Nebel der Raddampfer auf und zog seine Bahn in voller Fahrt. Die Gruppe der Menschen war in der Nähe eines Stegs, an dem nur kleine Boote festmachen konnten.
Der Raddampfer naht, ist auf gleicher Höhe in voller Fahrt – da hält der Junge seine Hände an den Mund und ruft und ruft. Und dann winkt er mit beiden Händen und mit beiden Armen. Die Menschen in ihrer Ver-zweiflung sagen: „Hör auf! Das ist sinnlos. Du machst uns nur noch verrückter und verzweifelter.“ Aber derJunge ruft und winkt weiter. Da dreht der Dampfer bei, wendet, setzt ein Boot aus und nimmt die Gruppe verängstigter Menschen auf. Sie sind gerettet und fahren zurück in die Heimat. Die Menschen der Gruppe in großer Aufregung fragen den Jungen: „Wie konnte das geschehen?“ Und der Junge antwortete nur mit einem Satz: „Der Kapitän des Schiffes ist mein Vater.“
Darum: Haltet gut aus und bleibt dran!
Henning Pleitner
Die Geschichte – andere haben sie später übernommen – steht ursprünglich in meinem Lieblingspredigtbuch: Klaus Berger, Wie ein Vogel ist das Wort. Wirklichkeit des Menschen und Parteilichkeit des Herzens nach Texten der Bibel. Stuttgart 1987, S. 287